Zweites internationales Forum in Brüssel

Das zweite Europäische Forum fand vom Donnerstag, den 26. bis Freitag, den 27. Juni 2008 in Brüssel statt. Die Ergebnisse der nationalen Strategieforen aus den sieben Projektländern wurden dort präsentiert, zusammengetragen und Aspekte für eine Europäische Strategie (EU innovation strategy) zur Förderung Sozialer Landwirtschaft in Europa erarbeitet. Jedes Land schickte dabei jeweils mindestens drei Vertreter aus verschiedenen Bereichen der Sozialen Landwirtschaft.

Aus Deutschland nahmen außer den deutschen Projektpartnern Heinz-Joachim Brych vom Ökohof Kuhhorst bei Berlin, Gerhard Herz vom Institut für betriebliche Bildung und Unternehmenskultur (IBU) sowie Johanna Schüßler, Master-Studentin von der Uni Hohenheim in Brüssel teil.

 

Exkursion zum Familienbetrieb Dirk und Anita Decoster- Baeyens in Gooik/ Pajottenland

Besonderes Highlight des Treffens war die Exkursion zum Familienbetrieb Dirk und Anita Decoster- Baeyens in Gooik/ Pajottenland nahe Brüssel am Abend des 6. Juni 2008, die einen Blick hinter die Kulissen des belgischen Care farming (Mehr Informationen unter: www.groenezorg.be) erlaubte. Auf dem traditionellen Milchviehbetrieb (90 Kühe, 60 ha) werden seit 2003 psychisch kranke Menschen aus einem benachbarten Zentrum für Menschen mit Behinderungen integriert. Die Bauersfrau, ausgebildete Sozialassistentin, betreut die drei Klienten individuell von 9.30 bis 13.30 Uhr an jeweils einem Tag in der Woche. Dafür bekommt sie 20€ pro Halbtag, womit auch die Unkosten für ein Mittagessen abgedeckt werden. Die sozialen Leistungen des Betriebes machen nur 1% des Einkommens aus, der Gewinn liegt sowohl für die Bauernfamilie, die Klienten, als auch deren Angehörige in einem persönlichen Austausch, gegenseitiger Wahrnehmung und Unterstützung. Um die Klienten aufzunehmen mussten keine Investition zur Anpassung getätigt werden und das Sozialzentrum übernimmt die Versicherung des Klienten. Anders als z.B. in Holland wird in Belgien eine Dezentralisierung und damit echte Integration gefördert. Die finanziellen Anreize sind für die Bauern nicht so attraktiv, dass sie die landwirtschaftlichen Aktivitäten einschränken würden – anders als in Holland, wo sich Betriebe nach der Integration sozialer Ziele oft zunehmend auf die sozialen Leistungen konzentrieren, um noch mehr Klienten aufzunehmen. Insofern wird der landwirtschaftliche Betrieb in seinem Ablauf nicht gestört, aber dessen Einkommen und Aktivitäten diversifiziert. Der Hof, die Familie und die Schwester eines autistischen Mannes, die den Besuchern erzählte, wie sie den Hof kennen- und schätzen gelernt hatten, machten einen sehr sympathischen Eindruck. Die Gäste wurden mit einem einzigartigen Mahl bewirtet.